Yumeko führt im Silent Winds Temple unter der Obhut einiger Mönche ein beschauliches Leben. Als Halb-Kitsune (Fuchsdämon) ist sie zu allerlei Scherzen und Streichen aufgelegt, was den Mönchen ihren ruhigen Alltag etwas vermiest - im Prinzip wie ein flauschiger Loki und nicht wirklich bösartig.
Doch eines Tages wird der Tempel angegriffen und Yumeko erfährt die wahren Beweggründe der Mönche: Sie bewachen eine antike Schriftrolle, die einen mächtigen Dämon beschwören kann - und Yumeko ist nun die einzige, die die Rolle beschützen und an einen neuen, sicheren Ort bringen kann.
Gleichzeitig wird der Dämonenjäger Tatsumi losgeschickt, diese Schriftrolle sicherzustellen - und alle zu töten, die sich ihm in den Weg stellen.
Es kommt, wie es muss: Yumeko belügt Tatsumi, um ihn zu überreden, ihr zu helfen und gemeinsam machen sie sich auf den langen Weg zu einem befreundeten Tempel...
Durch ihre behütete Kindheit geht Yumeko an alles mit kindlicher Freude heran. Das kann manchmal irritieren, weil sie wirklich alles und jedem blind vertraut, andererseits zeigt es auch schön, was man mit ein bisschen Freundlichkeit und Offenheit erreichen könnte. Wie eine japanische Dorothy streift sie durch das Land und sammelt immer mehr seltsame Gefährten um sich, während sie Dämonen, Hexen und andere Wesen aus der Unterwelt bekämpfen, die ihr die Schriftrolle abnehmen wollen.
Allerdings ist dies der erste Band einer geplanten Trilogie und die 400 Seiten Auftakt führen nicht wirklich zu einem befriedigenden Ende - im Gegenteil, jetzt geht's erst los! Obwohl sie von einem Abenteuer und Gegner zum nächsten stolpern, fand ich die Geschichte doch ziemlich langatmig und habe mich teilweise wie bei einem Computerspiel gefühlt, wo man von einer Quest zur nächsten muss und keine davon die Handlung voranbringt.
Julie Kagawa ist in Young-Adult-Lesekreisen sehr beliebt, ihre Elfenserie wird hochgelobt, aber mich konnte sie damit leider nicht packen. Ich fürchte, ich werde nicht mal diese Trilogie zuende lesen, wenn jeder Band so ausschweifend ist.
Da ich mich mit japanischen Begriffen und japanischer Mythologie langsam etwas auskenne, hatte ich keine Probleme mit den vielen Fremdwörtern und empfand sie nicht als störend - wenn sie wichtig sind, werden sie sowieso einige Zeilen später erklärt und alles andere steht am Ende im Glossar.
Falls ihr euch für Fuchswesen interessiert, empfehle ich an dieser Stelle auch Kat Chos "Wicked Fox" über einen koreanischen Fuchsdämon. Der Unterschied ist allerdings, dass, während die japanische Kitsune nur Unsinn im Kopf hat, es sich bei der koreanischen Gumiho um einen echten Dämon handelt, die Menschen töten muss, um zu überleben.
Auf Deutsch erschienen als "Im Schatten des Fuchses"!
"The dance of the court never changes. Every year, it is exactly the same - silken words that hide daggers of venom
beneath the veneer of decorum and compliments."
~ 18.02.2020