Christopher Moore ~ Shakespeare for Squirrels ♠♠♠♠

Nachdem sein Boot kenterte, wird der einfallsreiche Pocket, ehemals Hofnarr des Königs von England, danach selbst König für einen Tag und zeitweise Pirat, an die Küste Griechenlands gespült. Als er auf der Suche nach seinen beiden Gefährten die Wildnis durchstreift, begegnet er nicht nur Feen und anderen magischen Wesen, sondern auch ein paar schlichten Gemütern – es sind Handwerker, welche ein Theaterstück für die Hochzeitsfeier von Theseaus, dem Herzog von Athen, und Hippolyta, der Königin der Amazonen, einüben.

 

 

 

So weit so gut: Nachdem der Anfang durchaus an Shakespeares „Der Sturm“ erinnerte, finden wir uns sehr schnell mitten im Sommernachtstraum wieder. Doch Christopher Moore wäre nicht Christopher Moore, wenn er uns nicht überraschen würde und schnell läuft alles anders als man denkt. Der Puck, aus unerfindlichen Gründen die wichtigste Gestalt unter den magischen Wesen, wird plötzlich ermordet. Pocket, der mit etwas Hilfe und viel Glück ein gewisses Ansehen erringen konnte, wird nun beauftragt, Pucks Tod aufzuklären, den Mörder zu finden sowie etwas, das Puck bei sich getragen haben soll. Mysteriöserweise erhält er diesen Auftrag direkt mehrfach, nämlich von allen vier Aristokraten: Theseus, Hippolyta, Titania und Oberon erteilen ihm jede*r für sich und in strikter Geheimhaltung vor den anderen denselben Auftrag. Die Spannung steigt von Seite zu Seite und bald ist die Frage, wer den Puck ermordet hat, weder die wichtigste noch die spannendste.

 

Zusammen mit verschiedenen Gefährt*innen und Helfer*innen,  wie dem wohlbekannten Weber Nick Bottom – der auch hier originalgetreu in einen Esel verwandelt und in Titanias Bett geschleust wurde – sowie der einfallsreichen, wenn auch recht lasziven Fee Cobweb bricht Pocket auf, viele Geheimnisse zu lösen. Und als ob er nicht schon genug Herausforderungen hätte,  kommen Pocket weitere aberwitzige Akteure in die Quere. Da  wäre zum Beispiel der Hauptmann der Stadtwache,  dessen Wortschatz verwirrenderweise seinen Intelligenzquotienten um ein Vielfaches übersteigt und der bereits in Messina viel Lärm um Nichts gemacht hat, oder „Rumour“, der Erzähler: allwissend und dennoch eine ziemliche Nervensäge…

 

 

Ich schätze Christopher Moore sehr und meiner Meinung nach hat er bereits mehrere wirklich großartige sowie ein paar geniale Werke geliefert – zu meinen Favoriten zählen bislang „Blues für Vollmond und Kojote“ sowie „Die Bibel nach Biff“. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen – und sie wurden nicht enttäuscht. Während sich die ersten zwei Kapitel noch gemütlich und nah an Shakespeare entwickeln – mit gelegentlichem Schmunzeln – dreht das Buch bald ordentlich auf und bietet sowohl jede Menge Humor als auch jede Menge Spannung. Moore demonstriert erneut, dass er viele Facetten des Humors beherrscht: von einfachem Wortwitz, über Situationskomik oder schwarzen Humor bis hin zu raffinierter Komik. Sein Hauptmann ist so geschickt dargestellt, dass man bereits bei der ersten Begegnung erkennt, dass er aus "Viel Lärm um Nichts" entliehen wurde. Auch der Sarkasmus von Cobweb oder die Naivität der Handwerker liefern gekonnten Witz ab. Eine weitere tolle Idee war es, den aus Shakespeares Theaterstücken bekannten Erzähler – die körperlose Stimme hinter den Kulissen – als eine Art Geist oder magisches Wesen tatsächlich im Stück selbst auftauchen und mit anderen interagieren zu lassen.

 

Nichtsdestotrotz steigt die Spannung von Akt zu Akt, denn je mehr Pocket erfährt, desto mehr Fragen stellen sich ihm – und dem Lesenden. Je mehr man als Lesender erfährt, desto weniger hat man das Gefühl zu wissen, was wirklich vor sich geht. Wer hat den Puck umgebracht? Und warum? Und warum scheint Oberons Hofnarr mächtiger und gefürchteter als Oberon und Titania selbst? Was soll Puck bei sich getragen haben, als er starb? Und womit hatte Theseus ihn beauftragt? Und was waren Pucks wichtige drei Worte, die jeder in Erfahrung bringen will und die scheinbar des Rätsels Lösung bringen?

 

Antworten darauf bietet der letzte Akt: die Hochzeit. Und es kommt einfach alles anders, als man es erwartet hat.

 

 

Abschließend muss man sagen, dass dies nicht das erste Abenteuer von Pocket ist, sondern das dritte nach „Fool“ und „The Serpent of Venice“, allerdings ist es überhaupt nicht notwendig, die anderen Bücher zu kennen, dieses Buch funktioniert auch völlig für sich alleinstehend. So gut wie dieses jedoch war, werde ich die anderen beiden sicherlich auch lesen.  Darüber hinaus muss ich darauf hinweisen, dass ich es in englischer Sprache gelesen habe und da hat es – vor allem die Wortspiele und die Wortverdrehungen des Hauptmanns - absolut fantastisch funktioniert, als hätte Shakespeare selbst mitgeschrieben.

 

Adam

~ 27.07.2020

 


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zuletzt aktualisiert 21.04.2024

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