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Verfilmung: Jamaica Inn / Riff-Piraten

Jamaica Inn (2014)

Teil 1: Buchrezension 

 

Aktuell lese ich mich ja durch Daphne du Mauriers Cornwall-Leseliste und war von "Jamaica Inn" schon begeistert. Eine der zahlreichen Verfilmungen zum Vergleich auszuwählen, fiel da extrem schwer - schließlich hat Alfred Hitchcock ebenfalls einen Narren an du Maurier gefressen und vieles von ihr auf Leinwand gebannt. 

 

Ich habe mich fürs erste für den Dreiteiler von 2016 entschieden - ich bin gespannt, wie sich Jessica Brown-Findlay (Lady Sybil aus "Downton Abbey") gegen die Piraten behauptet. 

Und weil uns das so gut gefallen hat, habe ich bei Tauschticket auch den Klassiker in schwarz/weiß geholt. 

 

Spoilarr voraus,  ihr Landratten! 

Teil 1

Getreu dem Buch beginnen wir mit Marys Anreise zum Jamaica Inn und ihrer alkoholgeschwängerten Vorstellungsrunde. Im Gegensatz zum Buch wissen Joss und Patience jedoch nichts von ihrer Anreise und so muss sich Mary ihren Verwandten gegenüber erst beweisen. Dafür wird sie im Film in das schmutzige Geschäft sofort reingezogen. Patience und Mary warten nicht im dunklen, leeren Inn auf den Morgen, sondern beteiligen sich aktiv an einer Bergung, während die Kavallerie ihnen auf den Spuren ist. Alle wichtigen Eckpunkte wie das bedeutungsschwangere Seil und Pastor Davey sind bereits vorhanden. Mary startet erste Versuche, Hilfe für sich und ihre Tante zu finden, doch stellt stattdessen fest, dass alle unter Joss' Einfluss stehen. 

 

Die erste Folge endet, als Mary den Friedensrichter belügt und somit jetzt zur Familie "gehört". 

Teil 2

Im zweiten Teil freundet sich Mary mit dem Pastor und Joss' Bruder Jem an und gesteht ihre Sorgen. Außerdem erhält sie Post von Ned, einem Verehrer aus ihrer Vergangenheit, den es im Buch nicht gab. Somit wird ihr hier ein Ausweg geboten, den sie aber bisher ablehnt. Das von Jem gestohlene Pferd ist dafür vorhanden und ich bin sehr gespannt auf die Marktszene später. 

 

"Du hast freie Wahl, du darfst sein, wer du willst - nur langweilig darfst du nicht sein." 

 

 

Die Marktszene ist genauso amüsant wie im Buch - das Pferd, der Verkauf, Mary verkleidet als Junge - herrlich! Der verregnete Kuss, die Verpflegung durch den Vikar, als Jem verhaftet wird - alles ziemlich akkurat. 

Teil 3

Mary wird zum nächsten Raubzug mitgenommen, bei dem ein Schiff zum Strand gelockt wird und mehrere Menschen sterben. Die Gesetzeshüter wollen derweil Jem überreden, als Kronzeuge gegen Joss auszusagen. 

Währenddessen wird Joss immer paranoider, er bedroht seinen Kumpan Harry und sperrt ihn in einen Verschlag. Jem verspricht, den Drahtzieher der Raubzüge zu ermitteln und preiszugeben, sofern er und Joss nicht gehängt werden. Joss und Patience wollen fliehen, doch Mary hat eigene Pläne, alles hochgehen zu lassen. Sie will Pastor Davey holen, doch der ist ausgeritten. Als sie zurück ins Inn kommt, sind Joss und Patience tot, der Friedensrichter und seine Männer zu spät. 

Mary findet Zuflucht beim Vikar. Statt der Zeichnung aus dem Buch findet sie aber den Ring eines Ertränkten, der ihr alles verrät. Der Vikar schleift sie vorlagentreu in die Moore; gleichzeitig führt Jem die Schwester des Vikars (Hannah, nicht im Buch) in dieselbe Richtung. Es gibt eine Verhandlung mit Showdown, bei dem die Daveys von Jem erschossen werden. 

Letzten Endes zieht es Mary zurück in ihre Heimat - und obwohl Ned wieder auftaucht, reitet sie mit Jem. 

Fazit

Ich hatte die Hoffnung, dass die über 2000 Beschwerden, die die BBC nach der Ausstrahlung wegen Nuschelns erreichten, bei der Synchronisation irrelevant würden und hatte recht, wir hatten keine Verständnisprobleme. Ich hatte das Buch ja gelesen und kannte die Plot-Punkte, aber Adam hat fröhlich mitgeraten und war gespannt, wie es ausgeht. 

Jessicas weiches Gesicht ist perfekt geeignet für die mädchenhafte Mary, die schnell abhärten muss, Sean Harris ist genau das richtige Maß an Arschloch und Matthew McNulty ist die ideale Mischung aus verschlagen und amüsant. 

Wie ihr merkt, wurden kleinere Details geändert. Nur das Ende wurde etwas spektakulärer gestaltet, vermutlich, weil es im Film nicht so spannend wirkt, wenn die Hauptperson stundenlang in einem Haus auf den nächsten Plotpunkt wartet. 

Alles in allem also eine treue Verfilmung, perfekt für einen düsteren, verregneten Sonntag. 

 

Die atmosphärischen Landschaftsaufnahmen haben das raue Leben überzeugend vermittelt und ich freue mich sehr, die Gegend im Herbst selbst zu erkunden.  

Auf der DVD gibt es zusätzlich noch Interviews mit der Crew (15 Minuten). Insgesamt dauert ein Teil ca. 1 Stunde, man kann die Mini-Serie also bequem am Stück schauen. Ich bin jetzt motiviert, mir die Hitchcock-Verfilmung auch noch reinzuziehen. 


Riff-Piraten (1939)

An die Hitchcock-Verfilmung hatte ich erstmal gespaltene Erwartungen - schließlich ist der Film nur 1,5 Stunden lang, wie soll man da ein ganzes Buch reinquetschen? Dennoch war ich gespannt, auch, weil ich meines Wissens nach nie einen Hitchcock gesehen habe. 

Die Hauptrollen spielen hier Leslie Banks (Joss) und Maureen O'Hara (Mary). 

 

 

 

Erster Eindruck nach 5 Minuten: Hitchcock hat alles geändert. Der Kutscher wirft sie in der Pampa raus, weil er nicht am Inn halten will, sodass sie bei Sir Humphrey Pengallan klingelt (der gerade eine Dinnerparty gibt und nicht im Buch vorkommt), um ein Pferd bittet und sagt, dass sie aus Irland sei. Wieso?! 

Schließlich kommt sie ans Inn, wo ihr Onkel Joss sie anbaggert und ihre Tante statt Patience jetzt Mildred heißt (übrigens nur im deutschen Ton). Während unten die Piraten über ihren geringen Anteil murren, sitzt oben im Kämmerchen Sir Humphrey und plant die Raubzüge, das wird uns direkt offenbart. Einer der Jungs (Jem Trehearne, der im Buch eigentlich der Bruder von Joss war?!) wird auch direkt gehängt, vor versammelter Mannschaft, doch Mary kann ihn losschneiden und sie fliehen - ausgerechnet zu Sir Humphrey. Wie sie allerdings von der Küste zum Bodmin Moor geschwommen sind, erschließt sich mir nicht so ganz... Seid ihr schon verwirrt? Ich auch. 

Sir Humphrey (der Drahtzieher) und Jem (der Polizeispitzel) "durchsuchen" auf der Suche nach dem Drahtzieher das Jamaica Inn in offizieller Funktion und werden von der Bande gefangen genommen. Die Damen sollen die beiden bewachen, während die Piraten das nächste Schiff ausrauben. Doch Mary schleicht sich fort, kann ein Leuchtfeuer entzünden und das Schiff warnen. Als die Bande sie dafür lynchen will, beschützt Joss sie, wird jedoch angeschossen. Zurück im Inn will Tante Mildred Mary von dem Drahtzieher erzählen, wird jedoch von Humphrey erschossen. Kurz danach stirbt auch Joss. Humphrey will Mary heiraten und nach Europa entführen - dafür knebelt und fesselt er sie. Die Bande ist inzwischen von der Küste zum Inn gelaufen (dauert eigentlich 7 Stunden) und wird dort verhaftet. 

Auf dem Schiff nach Frankreich wird Humphrey gestellt und stürzt sich vom Mastsegel in den Tod. 

 

Insgesamt ist diese Verfilmung ziemlich witzig geworden - teils gewollt, teils unfreiwillig. Die näselnde Stimme und das Slapstick-Verhalten von Sir Humphrey und seinen fulminanten Augenbrauen tragen nicht gerade zum Ernst der Lage bei. Zwischendurch wechselt auch der Ton ins Englische mit deutschen Untertiteln. 

Mary spielt in dieser Verfilmung nur eine untergeordnete Rolle, der Film beschäftigt sich größtenteils mit Joss und Sir Humphrey und der Bande. 

Hitchcock hat sich von der Vorlage wohl eher lose inspirieren lassen, von der eigentlichen Handlung und der Liebesgeschichte ist nichts übrig geblieben. Vielleicht liegt es daran, dass er Amerikaner war, aber von Cornwall hatte er offensichtlich wenig Ahnung. 

 

 

In einem dritten Teil dieser Reihe werde ich euch im September schließlich wissen lassen, ob ich im heutigen Jamaica Inn Geister oder Piraten gefunden habe... 

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zuletzt aktualisiert 17.04.2024

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