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Verfilmung: Jane Eyre

Es gibt inzwischen unzählige Verfilmungen dieses Klassikers von Charlotte Bronte. Meine Rezension zu diesem herbstlichen Schinken findet ihr hier, heute widmen wir uns der Verfilmung von 2011 mit Mia Wasikowska, Michael Fassbender & Judy Dench, die aktuell auf Netflix läuft. 

 

Nochmal zur Rekapitulation die wichtigsten Punkte des Buches - Spoiler voraus! 

 

  • Jane Eyre wächst als Waise in Gateshead bei ihrer Tante und deren scheußlichen Kindern auf, wo sie für ihre Bibliophilie drangsaliert wird. 
  • 2. Station: Lowood Schule für Mädchen (6 Jahre als Schülerin, 2 Jahre als Lehrerin) - innige Freundschaft zu Helen. 
  • 3. Station: Erzieherin auf Thornfield Hall bei Mr. Rochester und seinem Mündel Adèle - er will sie heiraten, ist aber schon mit einer Geisteskranken verheiratet, die auf dem Speicher eingesperrt ist. Jane flieht und landet bei der 
  • 4. Station: Findet auf Moor House zufällig ihren Onkel & Familie und erbt reich. Der Onkel bittet sie, auf Mission mit nach Indien zu kommen, aber nur, wenn sie ihn heiratet. 
  • Sie kehrt zu Mr. Rochester zurück, der nach einem Brand sein Haus, sein Augenlicht & seine Frau verloren hat - "Reader, I married him"!

Verfilmung von 2011

 

Der Film eröffnet mit Janes Flucht und ihrer Ankunft auf Moor House, wo wir ihre Geschichte in Rückblicken erfahren. 

Weitere Änderungen: 

  • Die Episode im roten Raum wurde stark gekürzt, sofort nach Janes Einsperrung wird auf das Gespräch mit Mr. Brocklehurst geschnitten und die Überwerfung mit Mrs. Reed. Ebenso eine spätere Szene, als Mrs. Reed im Sterben liegt.
  • Auch ihre Zeit auf Lowood und ihre Freundschaft mit Helen wurde auf drei kurze Szenen zusammengestaucht. 
  • Parallel erfahren wir ein wenig über ihre Zeit bei den Rivers-Geschwistern und ihre neue Stelle, während sich die Rückblicke auf Thornfield fokussieren. 
  • Im Gegensatz zum Buch, wo die französischen Gespräche mit Adèle nicht übersetzt werden, wurden wir im Film glücklicherweise mit Untertiteln versorgt. 
  • Grace Poole tritt nur am Hochzeitstag kurz in Erscheinung. Das komplette Mysterium, das sie im Buch umgibt, wurde ausgelassen. 
  • Da wir zunächst nur kurze Einblicke in die Gegenwart erhalten, kommt die Freundschaft Janes mit den Geschwistern Rivers leider nicht richtig rüber. 
  • Jane findet Rochester in einem sehr kurzen Ende auf dem Gelände von Thornfield, nicht in Ferndean House (wo sie ihn mit Tee überrascht hätte). 

 

Adaptierungen: 

  • Jane ist in beiden Versionen Feministin, die sich ein besseres Leben für sich und ihr Geschlecht erträumt. 
  • Ebenso reden Mr. Rochester & Jane Blödsinn von Elfen, Feen und Kobolden - Judy Denchs verwirrte Blicke sind herrlich! 
  • Viele Gespräche, Szenen und Twists wurden wörtlich übernommen - super! 
  • Einziges Manko sind die zeitlichen Abläufe, die schwerlich einschätzbar sind. So war überhaupt nicht klar, wie alt Jane überhaupt ist / wie lange sie auf Thornfield war / wieviel Zeit sie mit den Geschwistern verbracht hat / etc. 

 

Insgesamt eine großartig gelungene Adaption mit tollen Schauspieler*innen, bei der auch die Liebhaber*innen der Vorlage auf ihre Kosten kommen werden (was den Rezensionen nach bei älteren Umsetzungen nicht immer der Fall war). Wenn ihr Herbst, britische Gemäuer und eine starke weibliche Hauptfigur mögt, unbedingt einschalten! 

Update: Verfilmung von 1997

In den Hauptrollen Samantha Morton und Ciaran Hinds. Diese Verfilmung geht streng chronologisch vor. 

 

Die Szenen ihrer Kindheit (rotes Zimmer, Helen) sind ausführlicher dargestellt, sodass man ein besseres Gefühl für die Zeiträume bekommt. Zudem erzählt Jane hier aus dem Off die Details ihrer Autobiografie, die sonst untergehen würden - sehr geschickt gelöst. 

Grace Poole erscheint direkt am ersten Abend mit ihrem irren Gekicher. 

Das Wiedersehen mit der Tante wurde rausgeschnitten, dabei erfährt sie doch hier erstmals von ihrem möglichen Erbe! Am Ende des Films stelle ich fest: Die beiden Plots um ihr Erbe und dass sie mit den Rivers-Geschwistern verwandt ist wurden gestrichen! 

 

Durch die Dauer von 1:45 können Zuschauende prima einen Sonntagmittag rum- und die Filmemacher alle Details unterbringen. Sogar eine Abschiedsszene zwischen Jane und Miss Ingram beim einkaufen wurde hinzugedichtet!

 

Die Qualität ist heute eher bescheiden, aber dafür ist die Umsetzung noch genauer gelungen. Faszinierenderweise haben beide Janes dieselbe Frisur...

 

P.S: Wow, das war der unerotischste Kuss aller Zeiten. 

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zuletzt aktualisiert 21.04.2024

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