Jaclyn Moriarty ~ Brookfield vs. Ashbury High

1. Der Club der nackten Wahrheiten ♠♠♠♠♠

Dieser Roman besteht aus Briefen, denn die Lehrer an zwei benachbarten Schulen haben beschlossen, dass die Schüler*innen enger zusammenwachsen sollten. Das Problem: Eines ist eine öffentliche Highschool und eines eine Privatschule, dementsprechend gibt es beiderseitige Vorurteile. Doch wäre es "nur" ein Briefroman zwischen zwei Mädchen (Elizabeth Clarry & Christina Kratovac) die sich anfreunden, wäre es bei weitem nicht so interessant. Denn zu den klassischen Briefen kommen Notizen von Elizabeths Mutter (Pack dich warm ein!!!), von ihrem Vater (Ich möchte dich zum Essen ausführen) und anderen Beteiligten. Doch dann ist da eine dritte Kategorie: Nachrichten von verschiedenen mysteriösen Organisationen die ihr vorschreiben, was sie als ordentlicher Teenager zu tun und zu lassen hat. So auch der Club der nackten Wahrheiten ("Liebe Elizabeth, das Einzige was hier läuft, ist Ihre Nase"), die Schwesternschaft für Junges Glück (die ihren geheimnisvollen Verehrer anhimmeln) oder der Club der Amateurdetektive (die ihr wertvolle Hinweise in Bezug auf ihren Verehrer geben).

 

In all dem Trubel haut Elizabeths beste Freundin Celia von zu Hause ab und ist tagelang verschwunden. Natürlich macht sie sich auf die Suche, unterstützt von ihren seltsamen Vereinigungen und stellt dabei fest, dass ihre Familie ganz verquer ist und ihre neue Freundin gar nicht so fremd. 

 

Ein tolles Buch, nicht nur für genervte Teenager - wer hatte nicht schonmal eine Stimme im Ohr, die einem zugeflüstert hat, was man gerade für ein Trottel war? Wer auf Sarkasmus, bissige Kommentare und guten Humor steht, sollte dieses Buch unbedingt lesen! Zwischendurch gibt es außerdem wichtige Themen wie Belästigung, das Erste Mal, Suizidversuche und Fehlgeburten. Ich glaube, dieses Buch ist zu großen Teilen für meine Beklopptheit und Sarkasmus-Fähigkeiten verantwortlich, deshalb muss ich es immer wieder lesen, um das Level aufrecht zu erhalten. 

~ 2002, 2009, 2014, 2024

2. Der Tag der zuckersüßen Rache ♠♠♠

Was für ein einmaliges Gefühl, wenn du 20 Jahre später rausfindest, dass es zu deinem Lieblingsbuch noch drei weitere Bände gibt! 

 

Im zweiten Band befinden wir uns ca. ein Jahr nach dem ursprünglichen Brieffreund-Projekt und eine weitere Gruppe darf Briefe zwischen den Schulen tauschen. Diesmal begleiten wir die drei besten Freundinnen Emily (angehende Anwältin), Lydia (angehende Schriftstellerin) und Cassie - die drei Jungs abbekommen haben: Charlie, Sebastian und Matthew. Das Problem diesmal? Matthew scheint gar nicht zu existieren! Wer ist hier verrückt? In einem Hin und Her aus Lügen und Verwirrung versuchen die Mädels, an Matthew Rache zu nehmen. 

 

Die Briefe werden nicht durch Einmischungen der aus Teil 1 bekannten Teenager-Clubs unterbrochen, dafür ab und zu aufgelockert durch Postings am Schwarzen Brett der Schule. Zudem schreibt Lydia verrückte Kurzgeschichten in ein Notizbuch, das ihr helfen soll, eine berühmte Schriftstellerin zu werden. Ihr müsst den ersten Teil nicht gelesen haben, aber es macht mehr Spaß, Liz und Christina und die anderen wiederzufinden. 

Die Tagebucheinträge und Kurzgeschichten zu Beginn sind wieder sehr witzig, allerdings wird es dann spannend und es dreht sich mehr um das Jungs-Chaos und Rache und Verschwörung und das war alles doch ein wenig viel Teenie-Drama. Zumal ich kein Fan von Streichen oder Rache-Aktionen bin, war das nicht so mein Thema.  

 

Leider finde ich auch den ultrakitschigen Titel schlecht gewählt. Im australischen Original - der erste Band hieß "Feeling Sorry for Celia" - heißt der zweite "Finding Cassie crazy". Die Amerikaner haben daraus "The Year of Secret Assignments" gemacht, was noch besser passt und geheimnisvoll klingt, weil Lydia gerne Geheimaufträge verteilt, um ihre Freundinnen zu verbünden und dann ihr Briefpartner ihr Aufträge erteilt. "Zuckersüß" ist diese Rache jedenfalls nicht und sie dauert auch mehrere Wochen und nicht nur einen Tag. Die traumatischen Flashbacks zu Karl der Klammer haben auch nicht geholfen xD 

 

"Danke", würde ich der Tigerkatze schreiben, "danke, dass du ein Teil meines Lebens warst. Ein verschlafener, kleiner Teil meines Lebens." 

~ 23.02.2024

3. Ein Jahr voll genialer Pechsträhnen [DNF]

Bindie McKenzie (die, die im zweiten Band am Ende Protokoll geführt hat) ist eine Streberin der schlimmsten Sorte. Um die Ärzte zu zitieren: "Du weißt nicht nur alles, du weißt alles besser." Sie nutzt ihre Freistunden, um zu lernen, sie liest in ihrer Freizeit Gedichtbände und sie ist Sprecherin des Debattierclubs. Als eine neue Lehrerin ein Kumpel-Projekt anleiert, muss Bindie leider feststellen, dass niemand sie leiden kann. 

Doch niemand weiß, wie es hinter Bindies fleißiger Fassade aussieht: Ihre Eltern unterhalten sich nur per Mail mit ihr, ihr Job im Supermarkt ist ätzend und die Eltern, bei denen sie babysittet, äußerst merkwürdig. 

 

Nach 100 Seiten war auch ich von Bindie extrem genervt. Ja, sie tut einem ein wenig Leid, aber sie hat sich ihre Einsamkeit auch selbst zuzuschreiben mit ihren ätzenden Aktionen. Eigentlich beende ich Bücher, wenn ich nach 100 Seiten noch nicht weiß, wohin es führen soll, aber dieses Buch hat über 500 Seiten und die anderen mochte ich ja, daher habe ich noch ein paar Seiten durchgehalten. Als allerdings auch nach 200 Seiten kein Plot erkennbar war, habe ich leider abgebrochen. Es gibt keine Brieffreundschaft, es gibt keine Mitteilungen von anderen, nur Bindie und ihr Leben. 

In der Lerngruppe finden wir dafür zwei alte Bekannte wieder: Elizabeth aus Band 1 und Emily aus Band 2 - wir befinden uns also an der Ashbury. 

 

Bindie hat bei den englischen Titel einen harten Kampf hinter sich: das australische Original hieß "The Betrayal of Bindie", in UK war es dann "Becoming Bindie" und in den USA war es gar "The Murder of Bindie"!  

~ 25.02.2024

4. Ein Sommer der ungeschminkten Lügen ♠♠♠

Im vierten Band gibt es an der Ashbury Privatschule zwei mysteriöse neue Schüler: Amelia und Riley wirbeln kurz vor den wichtigsten Abschlussprüfungen alles durcheinander. Doch das ist nicht das einzige Rätsel: Emily bemerkt im Kunstgebäude einen Geist! Das Spannende: Die Prüfungen werden sich um den klassischen Schauerroman drehen, wir bekommen also zudem noch einige mehr oder weniger wahre Gruselgeschichten erzählt. Also neue bekloppte Geschichten von Em, Lyd und Cassie (bekannt aus Band 2), hurra! 

 

Mit über 500 Seiten ist das der dickste Backstein der Reihe - und auch wenn es witzig und halbwegs spannend ist, den Entwicklungen um Riley & Amelia, den Geist und Tom zuzulesen, hätten ein paar Kürzungen doch gut getan. 

Insgesamt bleibt also der erste Band der abstruseste und beste. 

 

"Die Musik war das Gegenteil von Nierensteinen."

 

"Dreaming of Amelia" wurde in den USA zu "The Ghosts of Ashbury High".

~ 11.03.2024


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Kommentare: 1
  • #1

    Adam (Montag, 08 September 2014 14:56)

    Nicht zum ersten Mal kam ich dank Deiner Empfehlung, liebe Lilith, in den Genuß einer außergewöhnlichen Lektüre, die ansonsten sicherlich niemals meine ohnehin schon lange TBR-Liste gekreuzt hätte, und abermals bin ich sehr froh darüber, denn auch dieses Werk habe ich sehr tief ins Herz geschloßen.

    Deine Rezension verspricht einen interessanten Humor und ein Amüsement in welchem man sich selbst ein wenig wiederfinden mag, doch erst Deine fünfblättrige Spitzenwertung lässt ahnen wie viel Potenzial dieses Buch hat (erneut einmal zeigt sich wie gut Deine Idee war,dieses Bewertungssystem einzuführen).

    Mit steigendem Interesse, Spannung und viel Schmunzeln folgte ich Elisabeths echter wie auch rein mentaller Korrespondenz und ließ mich weitaus mehr mitreißen als ich es geahnt hätte.

    Die verrückten, schrägen Charaktere, die uns an uns selbst, unsere Jugend oder an Bekannte sie z. B. die eigene Mutter erinnern,sind einfach großartig.

    Wer Humor und Sarkssmus mag der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

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zuletzt aktualisiert 21.04.2024

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