Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln ♠♠♠♠

Viele Buchnerds kennen den kleinen Drachenmond Verlag, weil sie unglaublich schöne Bücher gestalten (für Fotogalerie vom Inhalt runterscrollen!). In dieser Anthologie versammeln sich nun deutsche und internationale Autor*innen, um uns an kurzen Ausflügen in andere Welten teilhaben zu lassen. Mal schauen, wie viele Namen euch bekannt vorkommen!

 

 

 

 

 

Julia Adrian: Die Kinderfresserin

Eine Kurzgeschichte zu "Die 13. Fee".

 

Susanne Gerdom: Ifah Ya Simsim

Eine 40-seitige Neuinterpretation von Ali Baba und seinen Räubern. Witzig gemacht.

 

Kate Forsyth: Graf Steinherz

Dafür, dass Julia Adrians Geschichte so lang war, ist diese umso kürzer - auf nur 5 Seiten spinnt Kate Forsyth eine Tragödie über eine magische Liebe zusammen.

 

Nina Blazon: Das Fest

Deutschen Fantasyfans ein durchaus bekannter Name. Hier wird die Geschichte von einem eeetwas anderen Winterfest erzählt.

 

Seanan McGuire: Sei still und lausche

Habe ich heute schon von den "Wayward Children" geschwärmt? Nein? Na dann schaut sie euch unbedingt an. Diese Kurzgeschichte spielt in keinem von Seanans Universen, sondern ist eine Neuinterpretation von Rapunzel. Abgedreht. Und mit meiner Vorliebe für mein weiches Bett und die Nachbars-Raben durchaus nachvollziehbar.

 

Nina Bellem: Schwanengesang

Eine Geschichte über eine Bardin und ihre Harfe, die durchaus als Gruselgeschichte im Oktober geeignet wäre. Aber cool.

 

Mara Lang: Das Gewissen der Welt

Ein Paar wird von einer bösen Frau verflucht. Hochdramatisch und sehr pathetisch. 

 

T. Kingfisher: Der Schuh der Dryade

Eine saulustige Neuinterpretation von Aschenputtel. Herrlich! Da sie das scheinbar häufiger schreibt, muss ich mich da mal einlesen. 

 

Tanja Kinkel: Der Schneemann und die Ziege

Eine gewagte Rettungsaktion mit irritierend unterhaltsamer Gesellschaftskritik. 

 

Diana Menschig: Das Wappen

Eine epische Familiensaga komprimiert als Kurzgeschichte. Cool! 

 

Christoph Marzi: Das Glück lebt still im tiefen Wald

Christoph Marzi ist ein schwarzer Fleck auf meiner Leseweste - ich liebe alternative London-Geschichten, habe aber nach all den Jahren noch immer nicht sein "Lycidas" gelesen. Schande. Nach dieser Geschichte, in der Rumpelstielzchen lyrisch gemischt wird, denke ich, dass ich das schleunigst nachholen sollte.

 

Anna Milo: Silbernächte

Eine 60-seitige Geschichte, die wir leider abgebrochen haben, weil die Welt zwar sehr ausgereift ist, für die Leserschaft aber nicht immer verständlich vermittelt wird. Das Vorlesen der telepathischen Konversationen gestaltete sich zudem schwierig. 

 

Fabienne Siegmund: Das Rosenkind

Eine wunderhübschniedliche Geschichte über die Ursprünge der "bösen Hexe" aus "Schöne und das Biest". 

 

Katrin Solberg: Spiegelschwester

Und noch eine Geschichte über ein Mädchen, das eine telepathische Verbindung mit ihrem Wolf hat. Sie kommt allerdings aus einem Spiegel und wird von einer bösen Zauberin verfolgt, weil sie dorthin zurück soll...

 

Christian Handel: Der Fluch der wahren Liebe

Auch der Herausgeber selbst gibt eine Geschichte zum Besten: Über einen Kuss wahrer Liebe mit echtem Plot-Twist. 

 

Björn Springorum: Das knöcherne Mütterlein

Wie die Baba Yaga im Wald unschuldige Menschen verspeist... ultra-gruselig! 

 

Susan Wade: Der schwarze Schwan

Junger Mann hilft Mädel vom Lande, sich ihres Standes gemäß zu benehmen - mit unvorhersehbaren Konsequenzen... coole Wendungen!

 

Juliet Marillier: Knochenlicht

Ich liebte Marilliers erstes Sevenwaters-Buch, ich liebte ihre Warrior Bards und diese Kurzgeschichte liebte ich auch, obwohl sie etwas gruselig war - mit sprechender Puppe, fieser Stiefmutter und Baba Yaga im Keller. 

 

 

Insgesamt ein toller Mix von wirklich bekannten Autor*innen mit zauberhaftem Flair und einem Auge auf Diversität - wie ich es von dem Herausgeber erwartet hätte. Dazu kommt noch die umwerfende und detailverliebte Gestaltung; jede Geschichte hat mehrere dieser kleinen Vignetten oben auf der Seite, die sich im Lauf der Handlung ändern. Wahnsinn! 

~ 04.07.21

Zweite Meinung: Adam

An Anthologien mag ich, dass verschiedene Autoren dem Leser unterschiedliche Blickwinkel bieten und sich dem Thema ganz unterschiedlich nähern. Dem gegenüber lauern zwei Gefahren: erstens birgt eine ungeschickte Auswahl das Risiko, dass sich die Geschichten zu ähnlich sind und die Anthologie langweilig wird und zweitens enthalten Anthologien oft ein paar gute, einige mittelmäßige und ein paar schlechte Geschichten.

Diese Anthologie ist jedoch - zumindest aus meiner Sicht - wirklich vorbildlich gelungen!

Nur eine Geschichte haben wir abgebrochen, weil es der Autorin leider nicht gelang, die sehr fantasievolle aber recht komplexe Welt in ihrem Kopf verständlich und nachvollziehbar dem Leser zu vermitteln.
Alle anderen Geschichten haben uns - mal mehr, mal weniger, aber dennoch immer - gefesselt und als mittelmäßig würde ich keine davon bezeichnen. Die durchgängig hohe Qualität der Geschichten ist wirklich erstaunlich.

Auch von Ähnlichkeit oder Monotonie keine Spur: Nicht nur sind alle Geschichten für sich sehr kreativ und fantasievoll, auch die Auswahl/Zusammenstellung ist sehr vielseitig und ausgewogen. Mal düster bis gruselig, mal romantisch, mal spannend, immer wieder unerwartete Plottwists - einfach großartig.

Und dann hat der Drachenmond Verlag dem Werk auch noch ganz liebevoll eine so tolle Optik verpasst - ich bin begeistert und würde hier sogar zu 5 Blättern tendieren.

Eine unglaublich tolle Anthologie, mit sehr vielen großartigen, aber auch sehr unterschiedlichen Geschichten. Sehr kreativ, sehr fantasievoll, sehr abwechslungsreich - eine absolute Empfehlung finde ich!
Mein Respekt und aufrichtiger Dank an Christian Handel und den Drachenmond Verlag für diese fantasie- und liebevoll zusammengestellte und designte Anthologie.

~ 21.07.21


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zuletzt aktualisiert 17.04.2024

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